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Gemeinsam Krisen meistern

Gemeinsam Krisen meistern

Starker Zusammenhalt auch wenn‘s brennt

Mit der Gewinnung des Projektes für unseren Kunden Wabco, welches unserem Unternehmen zukünftig einen jährlichen Zusatzumsatz im zweistelligen Millionenbereich einbringen wird, wurde klar, dass die in der Eckenerstraße 4 - 6 vorhandene Fläche schon zum Aufbau der benötigten Maschinen zu klein werden würde.

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Eine schnelle Entscheidung war nötig, um die sportlich gesteckten Terminziele des Projektes nicht zu gefährden. Daher konnte nicht abgewartet werden, wie sichdie benachbarte Metro Gastro ihre Zukunft als Mieter am hiesigen Standort vorstellt. Das Großhandelsunternehmen hat bis Ende 2018 die Möglichkeit, durch einseitige Erklärung die Immobilie bis Ende 2025 zu mieten. Würden sie dies nicht tun, so wäre das Flächenproblem natürlich gelöst, doch bis zu dieser Entscheidung konnte nicht gewartet werden.

Eine weitere Überlegung, die Produktion in Ungarn aufzubauen wurde fürs Erste verworfen, da eine enge Anbindung an Produkt- und Prozessentwicklung, die insbesondere in der Aufbauphase notwendig ist, nicht gewährleistet gewesen wäre. Somit lag die Lösung auf der Hand: neue Betriebsflächen mussten her. Nun stellte sich aber die Frage, welche Betriebsteile man in die neuen Betriebsflächen verlagern könnte. Eine Konzepterstellung von Logistikleiter Dierk Dreyer und Produktionsleiter Carsten Meinhardt brachte Klarheit:

Die logischste Aufteilung wäre eine Auslagerung der Logistik. Die Suche begann und gestaltete sich auf dem strapazierten hannöverschen Immobilienmarkt recht schwierig. Entweder lagen die Objekte zu weit entfernt, waren zu groß oder zu klein, irgendetwas passte immer nicht. Nach einiger Zeit bekamen wir dann die Lagerhalle des ehemaligen Möbelhauses „Boss“ am Alten Flughafen angeboten. Einige Besichtigungen brachten schnell die Erkenntnis, dass dies die geeignetste Lagerfläche für uns sei. Groß genug, nahe am Hauptwerk gelegen und von der baulichen Substanz her in Ordnung. Zudem ermöglichten vom Vermieter bereitgestellte Handwerker einen zügigen Umbau der vorhandenen Flächen für eine perfekte Nutzung durch die nass magnet GmbH.

So wurde im November 2017 die Halle Alter Flughafen 10 komplett geräumt und entkernt. Im Dezember wurden eine Interimselektrik sowie eine EDV-Installation und die Einrichtung des Lagers vorgenommen, um eine erste Nutzbarkeit zu gewährleisten.

Der Umzug erfolgte zum Jahreswechsel und im Januar 2018 konnte die neue Lagerhalle der nass magnet GmbH in Betrieb genommen werden.

Am 15. Februar 2018 gegen 17.30 Uhr telefonierten Dierk Dreyer und ich noch über die doch sehr zügige und erfolgreiche Umsetzung des neuen Lagerstandortes. Zu diesem Zeitpunkt lief alles schon rund, alle Hindernisse und Anfangsprobleme waren überwunden.

Aber wie heißt es doch so schön? Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Etwa zwei Stunden nach dem Telefonat bekam ich einen weiteren Anruf von Dierk Dreyer. Dieser informierte mich darüber, dass er schon wieder auf dem Weg von zu Hause Richtung Hannover sei, weil unsere neue Lagerhalle brenne. Ich machte mich umgehend auf den Weg zur Brandstätte und traf kurz nach Dierk Dreyer dort ein. Von unterwegs informierte ich meine Kollegen. An der Brandstelle eingetroffen sah ich, dass Dierk Dreyer schon damit beschäftigt war, möglichst viel aus der Gefahrenzone zu retten. So gelang es auch, den zum Warenverkehr beschafften 7,5 Tonner aus der Gefahrenzone zu bringen. Ein Betreten unserer Lagerräume war völlig ausgeschlossen und im Übrigen verständlicher Weise auch strengstens untersagt.

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Ein gigantisches Feuer wütete, 3 Löschzüge der Berufsfeuerwehr und mehrere Freiwillige Feuerwehren mit 78 Einsatzfahrzeugen, darunter 3 Drehleitern, eine 54 Meter hohe Teleskopmastbühne, mobile Wasserwerfer und Großtanklöschfahrzeuge sowie 240 Beamte waren mit der Brandbekämpfung befasst. Der Brand war offensichtlich zwar innerhalb des Gebäudekomplexes, nicht aber in den von uns genutzten Gebäudeteilen ausgebrochen.

Nach und nach trafen immer mehr Kollegen ein. Eine erste kleine Krisensitzung fand statt, als neben Dierk Dreyer und meiner Selbst auch Patrick Oelkers, Bernd Schönemeier, Marco Biester und Carsten Meinhardt anwesend waren. Kurze Zeit später traf auch meine Tochter Felicitas mit ausreichend Verpflegung für das kleine „nass magnet Brandteam“ ein.

Stündlich wurde in der mobilen Einsatzzentrale der Feuerwehr Hannover ein Statusmeeting abgehalten. Gegen Mitternacht konnten die Beamten den Brand unter Kontrolle bringen und wir begaben uns auf den Heimweg, Dierk Dreyer blieb noch vor Ort. Zuhause angekommen verfasste ich um 0:17 Uhr ein Informationsschreiben an die Vertriebsabteilungen, den Einkauf und die Holding sowie unsere Versicherungsagenten, aus dem unter anderem hervorging, dass alle Kunden unverzüglich über die force majeure (Anmerkung der Redaktion: höhere Gewalt) in Gestalt des Brandes in Kenntnis gesetzt werden müssen. Ein großer Teil der von uns genutzten Seite der Halle stand noch und die Löschwasserbelastung hielt sich in Grenzen. Bis Freitagnachmittag könne aber niemand die Halle betreten, um Schadensermittlung zu betreiben und die Verwendbarkeit von Rohmaterial und Fertigprodukten zu prüfen sowie kein Logistiker die Halle anfahren. Kurzfristige Eilbedarfe und eventuelle Zuschläge an Fertigungsmaterial waren zu klären.

Am darauffolgenden Morgen, Freitag dem 16.02.2018 um 07:11 Uhr, wurden die Gesellschafter und der Verwaltungsrat informiert, dass mehr als die Hälfte der gesamten Halle, auch die von uns genutzten Teile, von dem Feuer vernichtet wurde. Bereits um 07:30 Uhr fand ein Informationsmeeting zu dem Brandereignis statt, zu welchem ich alle Geschäftsführer, Prokuristen, Abteilungsleiter und den Betriebsrat eingeladen hatte. Es wurde darum gebeten, jeden Mehraufwand (Material, Geld, Arbeitsstunden) sauber aufzulisten, um den effektiven Aufwand bei der Versicherung geltend machen zu können. Erste dringend erforderliche Notfallpläne wurden erstellt.

Entsprechend meiner Bitte hatte unser Einkauf alle Lieferanten über das Brandereignis informiert und darum gebeten, „Gewehr-bei-Fuß“ zu stehen, sollten wir auf Grund des Brandes und der dadurch verlorenen Ware kurzfristige Bedarfe an Rohmaterialien oder Einzelteilen haben.

Am 16.02.2018 um 14:30 Uhr informierte unsere Empfangsdame Susanne Sroczynski uns darüber, dass sie zahllose Anrufe und E-Mails von Lieferanten bekommen habe, die uns Ihre Hilfe und eine bevorzugte Lieferung anboten. Da das Gebäude durch die Polizei für die Brandermittlung beschlagnahmt worden war, mussten wir zunächst davon ausgehen, dass wir das Gebäude erst in der darauffolgenden Woche betreten konnten. Dennoch wurde ein Hallenteil schon zum Freitagnachmittag freigegeben. Dies führte dazu, dass viele Helfer aus allen Abteilungen schon am Wochenende mit der Evakuierung möglicherweise verwendungsfähigen Materials aus der Brandhalle befasst waren.

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Dierk Dreyer hatte dankenswerter Weise eine kleine Interimshalle mit drei Räumen in Langenhagen gefunden, wohin das brandbelastete Gut verbracht werden konnte. Es wurde gleich so geplant, dass einer der Räume als Sauberkeits- und Reinigungsschleuse vorgehalten wurde. Parallel dazu liefen die Bemühungen unseres Einkaufs auf Hochtouren, Rohmaterial von den Lieferanten zu bekommen, um die brandgeschädigte Ware so schnell wie möglich nachproduzieren zu können.

Es stellte eine gigantisch große Herausforderung dar, auf der nunmehr von ca. 3.500 qm auf ca. 500 – 700 qm reduzierten Lagerfläche sowohl das Brandgut als auch die Reinigungszone und Lagerfläche für die neubeschafften Rohmaterialien zu generieren.

Wie aggressiv die Rauchgase auf unser Material wirkten, konnte man daran erkennen, dass Gabelstapler, die mit der Bergung der Ware aus der Brandhalle befasst waren, bereits nach nur zwei Stunden rostige Gabeln hatten. Aus diesem Grund war höchst vorsorglich von Dierk Dreyer angeordnet worden, dass vor der Evakuierung der Ware entsprechende Belüftungsöffnungen in die Fassade geschnitten werden, um eine ausreichende Belüftung zu gewährleisten. Auch wurde allen mit der Bergung der Ware beauftragten Personen Atemschutzmasken angeboten.

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Am 17.02.2018 vermeldete Dierk Dreyer, dass alle Ware aus den Palettenregalen ausgelagert und bis auf wenige Paletten an den Prüfstandort verbracht wurde, weitere Ware stand aber noch zum Abtransport. Aufgrund der latenten Einsturzgefahr und der Zerstörung aller von der Decke kommenden Leitungen kam man allerdings mit Flurförderzeugen nicht mehr an die Ware heran.

Es galt zu klären, in welcher Form eine sach- und fachgerechte Kontrolle, Reinigung und Neuverpackung der Waren erfolgen sollte. Ferner war festzustellen, dass wir es mit einer sehr hohen Rauchgasbelastung zu tun hatten, da eine starke Korrosion festzustellten war und die Gase auch in abgedeckte Waren eingezogen sind.

In der Miethalle, welche für unsere normale Abwicklung nicht geeignet ist, wurde die Ware in zwei Teilhallen separat gelagert, um die Ware zur Reinigung und Neuverpackung zu verbringen und so eine Kreuzkontamination zu vermeiden. Gemäß dem von Produktsicherheitsbeauftragten Holger Last verteilten Ablaufschema zur Reaktion auf Brandereignisse wurde umgehend ein Chemie-Sachverständiger zur Bewertung der Lagerbestände und Empfehlung eines Sanierungskonzepts beauftragt. Gemeinsam mit ihm und dem Versicherungssachverständigen wurde am Montag den 19.02 das weitere Vorgehen abgestimmt und eine Sichtung der Ware vorgenommen.

Am 19.02.2018 wurde Christoph von Maltzahn als Ansprechpartner für alle Kunden und die Vertriebsmitarbeiter in Sachen Brandereignis benannt. Dieser nahm an den täglich stattfindenden Jours fixes (Anmerkung der Redaktion: Statusbesprechungen) unter der Moderation von Marco Biester zur aktuellen Information über das Brandereignis teil und konnte so als Informationsverteiler zwischen Kunden und Vertriebsmitarbeitern dienen.

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Am 21.02.2018 wurde die Firma Polygonvatro mit der Brandsanierung beauftragt. Bernd Schönemeier hat die Inventarisierung und Priorisierung der belasteten Ware in der Interimshalle koordiniert und wurde dabei tatkräftig von qualitätstechnischen Sachverständigern unterstützt, die die Verwendungsfähigkeit der gereinigten Ware beurteilte. Am Produktionsstandort Eckenerstaße waren die Produktionsmitarbeiter damit beschäftigt, das gereinigte Material so zu kommissionieren, dass die Stillstände der Anlagen so gering wie möglich ausfielen.

Am 22.02.2018 erhielten wir ein Unterstützungsschreiben der Knorr-Bremse AG zur Vorlage bei unseren Lieferanten, in dem Knorr-Bremse mit seiner großen Marktmacht unsere Lieferanten darum bat, uns bei der Wiederbeschaffung von Rohmaterial und Einzelteilen bestmöglich zu unterstützen.

Mittlerweile hatten wir von dem Gutachter, der von der Versicherung benannt worden war, auch die grundsätzliche Zustimmung der Versicherung, für den Schaden aufzukommen. Dies war ein sehr wichtiger Meilenstein, der unsere Nerven in der angespannten Situation stark beruhigte. Wir stellten fest, dass der überwiegende Teil unserer Kunden großes Verständnis für unsere brandbedingten Lieferprobleme hatte. Dennoch wollten und wollen wir dieses Verständnis nicht überstrapazieren und stellten unseren Kunden daher am 14.03.2018 unseren Aktionsplan zur mittel- und langfristigen Beseitigung der Brandschäden und zu einer Rückkehr zu geordneten Lieferverhältnissen dar.

Parallel zu all diesen Aktivitäten hatte Dierk Dreyer sich auf die Suche nach einer neuen Lagerfläche gemacht. Da die Immobiliensituation seit der letzten Lagersuche in 2017 noch schwieriger geworden war, wurde sie zu einer echten Herausforderung. Dennoch gelang es Dierk Dreyer aber in der letzten Märzwoche, die mittlerweile bezogene Lagerfläche in der Hägenstraße 4 in Hannover-Anderten, zu finden. Auch diese Immobilie musste erst einmal komplett neu eingerichtet, Strom und EDV angepasst sowie einige Umbau- und Renovierungsmaßnahmen vorgenommen werden.

Am 26.04.2018 informierten wir unsere Kunden darüber, dass wir in der Woche vom 07. - 13.05.2018 in die neue Lagerhalle einziehen würden und in dieser Woche keine Lieferungen stattfinden könnten. Dank dem unermüdlichen Drängen und Einsatz von Michael Weper gelang es dennoch, durch vereinzelte Lieferungen insbesondere unsere Automotive-Kunden vor Bandstillständen zu bewahren.

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Dieser Punkt war der Geschäftsführung besonders wichtig. Denn obwohl die Firma nass magnet in diesem Fall für keine Schäden aus Bandstillständen haften muss, da es sich bei dem Brandereignis um ein unabwendbares und unverschuldetes Ereignis handelt, galt es natürlich, unsere Kunden in unserem eigenen Interesse vor Schaden zu bewahren. Je größer die Auswirkungen des Brandschadens sich bei unseren Kunden darstellen, desto eher werden diese geneigt sein, solche Gefahren zukünftig durch einen Zweitlieferanten zu vermeiden.

Ein solcher Zweitlieferant würde uns in Zukunft einen Teil unseres Umsatzes kosten und uns darüber hinaus preislich in noch stärkeren Wettbewerb bringen. Aus diesem Grund stand die Vermeidung von Schaden für unsere Kunden stets im Vordergrund unserer Bemühungen.

Wir befinden uns im Wesentlichen immer noch innerhalb unseres am 14.03.2018 mit unseren Kunden kommunizierten Ablaufplans und hoffen, in den nächsten Monaten zu einem geregelten Ablauf zurückkehren zu können.

Dennoch – wenn man, wie wir, bereits vor dem Brand zu 100% ausgelastet war, dann ist die dem Brand geschuldete, reduzierte Produktionsleistung nur durch eine Erhöhung der Kapazität aufzuholen. Das Unternehmen ist dabei, zusätzliche Produktionsanlagen zu beschaffen und Personal aufzubauen.

Einmal mehr hat sich gezeigt, dass trotz mancher Unkenrufe die Mannschaft der nass magnet, egal ob in Deutschland, in Ungarn, in China oder in den USA in schwierigen Situationen zusammensteht. Für diese Loyalität und die große Einsatzbereitschaft bedanken sich Gesellschafter, Verwaltungsrat und Geschäftsführung der Unternehmensgruppe nass magnet hiermit ganz herzlich.

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Das Brandereignis hat dazu geführt, dass die Standardprozesse verlassen werden mussten. Der Materialfluss kam zum Erliegen, die softwareseitige Auftragsplanung war unmöglich. Das Engagement aller Beteiligten, der Zusammenhalt in der Belegschaft und das klare Ziel, die Lieferfähigkeit aufrecht zu erhalten, hat die Problemlösung beschleunigt und uns nachhaltig gestärkt.

Auch wenn es im alltäglichen Berufsleben manchmal Reibungsverluste zwischen Personen und Abteilungen gibt, halten wir zusammen, wenn es darauf ankommt. Zum Glück tun wir genau das. Und das ist nicht nur sehr beruhigend, sondern einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Zukunft.

WIR sind das Geheimnis unseres Erfolgs!

Klaus Kirchheim
Vorsitzender der Geschäftsführung

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