Explosionsschutz ist,
wenn‘s nicht knallt – oder doch?
In den Werken der Unternehmensgruppe nass magnet wird derzeit eine neue Magnetspule für den Einsatz in gas- oder staubexplosionsgefährdeten Bereichen für den Antrieb von Ventilen im „System 13“-Baukasten entwickelt.
Grundsätzlich ist für den Explosionsschutz von Geräten die Anwendung von definierten Zündschutzarten erforderlich. Für den Gas-Explosionsschutz wurde die bei nass magnet bisher noch nicht angewendete Zündschutzart „Ex d“ gewählt, für den Staub-Explosionsschutz die bereits bekannte Zündschutzart „Ex t“.
Die Bezeichnung „Ex d“ beschreibt im Explosionsschutz die Zündschutzart „druckfeste Kapselung“. Konkret bedeutet dies, dass ein zündfähiges Gasgemisch in das Innere des Gerätes eindringen und durch eine Zündung explodieren - ein zündfähiger Funke dabei aber nicht nach außen dringen - darf. Eine außen befindliche, zündfähige Gas-Atmosphäre wird somit nicht gezündet. Dafür muss das Gehäuse entsprechend robust gebaut sein und darf nur sehr kleine Spalte aufweisen, man kann auch von einem Einschluss durch das Gehäuse sprechen.
Es war ohnehin eine Anforderung, eine besonders stabile und robuste Magnetspule zu entwickeln, die am besten „trittsicher“ ist. Daher wurde von Anfang an ein Design mit einem Gehäuse aus Metall aufgebaut. Somit ist es seit langer Zeit wieder eine Neukonstruktion im Baukastensystem von nass magnet, dessen Gehäuse vollständig aus Metall besteht.
Ein besonderes Metall
Die neue Magnetspule besteht aus einem ferritischen, rostfreien Automatenstahl, der gleich mehrere Funktionen übernimmt: er zeichnet sich durch sehr gute Zerspanbarkeit, hervorragende Korrosionsbeständigkeit und gute magnetische Eigenschaften aus.
Das magnetisierbare, ferritische Gefüge sorgt dafür, dass schon das äußere Gehäuse ein Teil des Magnetkreises der Spule wird und im Innern auf das sonst übliche Joch verzichtet werden kann. Gleichzeitig lässt die chemische Zusammensetzung einen hervorragenden Korrosionsschutz zu, der einen idealen Einsatz in der rauen Umwelt zulässt.
Und diese Umwelt hat es in sich
Ein weltweiter Einsatz für freie Bewitterung in Raffinerien, Bohrinseln und Chemie-Anlagen mit Umgebungstemperaturen von -60°C bis hin zu +80°C sind möglich. Eingesetzt wird die Magnetspule in verschiedenen Temperaturklassen des Explosionsschutzes. Dies bedeutet, dass z.B. für den Einsatz bei der Temperaturklasse T6 die maximale Oberflächentemperatur der Magnetspule nicht wärmer als +85°C sein darf.
Und auch hierbei hilft wieder das Gehäuse aus Metall, denn dessen hoher Wärmeleitfaktor sorgt dafür, dass möglichst viel Wärme nach außen abgeleitet und die Spule nicht zu warm wird.
Um den weitweiten Einsatz zu ermöglichen, werden die Magnetspulen mit einem Gewindeanschluss mit M20x1,5 oder NTPF erhältlich sein. Diese Schnittstelle ist offen gewählt, damit der Kunde, je nach Anwendungsfall, eine eigene Kabel- und Leitungseinführung, entsprechend des Kabels, welches eingesetzt werden soll, auswählen kann. Optional kann aber auch eine Kabel- und Leitungseinführung mit erworben werden.
Bei der Auslegung und Dimensionierung des Anschlusskastens wurde vor allem auf die Anwenderfreundlichkeit geachtet und viel Platz für Montagearbeiten geschaffen.
Erweiterung der Modularität
Eine Besonderheit, auf die wir stolz sein können, ist die Kompatibilität zu unserem bestehenden modularen Baukastensystem. Die Magnetspule kann ohne Probleme auf fast jedem Ankersystem des „System 13“ betrieben werden. So muss der Kunde keine neuen Schnittstellen schaffen und kann das ihm vertraute System 13 ohne Probleme auf Ex d erweitern.
Dabei wird es nun erstmalig auch möglich sein, ein Ankersystem der Leistungsstufe 2 für die Temperaturklasse T6 (+85°C) zu verwenden. Mit einer eingeschränkten Umgebungstemperatur sogar ein Ankersystem der Leistungsstufe 3. Eine Besonderheit, die der bestehende Baukasten so noch nicht hatte. Die Ankersysteme der Leistungsstufe 3 werden dann in der Temperaturklasse T4 (+135°C) und die Ankersysteme der Leistungsstufe 4 Temperaturklasse T3 (+200°C) betrieben.
Nico Kunze,
Produktkonformität und Optimierung, nass magnet GmbH