Der Cobot als Chance
Mitarbeitende entlasten statt zu beängstigen
Um wettbewerbsfähig bleiben zu können, ist es unter anderem wichtig, mit dem technologischen Fortschritt zu gehen und sich gegenüber neuen Technologien offen zu zeigen. Neue Technologien können Mitarbeitende unterstützen, entlasten und die Qualität verbessern. Eine dieser neuen Technologien sind Cobots — kleine und große Roboter, die den Mitarbeitenden entlasten sollen. Das Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen für Menschen durch die Cobots zu verbessern — und nicht, den Menschen durch sie zu ersetzen.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Cobot?
Ein Thema, das in Industrieunternehmen immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK), also die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden und Maschinen. Die MRK wird dabei mit sogenannten „Cobots“ umgesetzt.
Der Begriff „Cobot“ stammt aus dem Englischen und steht für „collaborative robot“, die deutsche Übersetzung hierfür lautet kollaborativer Roboter.
Als Cobots werden Industrieroboter bezeichnet, die gemeinsam mit Menschen arbeiten und im Produktionsprozess nicht durch Schutzeinrichtungen von diesen getrennt sind. Mit Hilfe von integrierten Sensoren können Cobots in unmittelbarer Nähe und mit dem Menschen zusammen arbeiten.
Cobots sind flexibel und zeichnen sich durch eine benutzerfreundliche Oberfläche aus, welche eine einfache Programmierung ermöglicht. Im Gegensatz zu einem Industrieroboter kann jeder mit einem gewissen technischen Verständnis die Programmierung durchführen, ohne vorher eine Schulung besucht zu haben.
Im Bereich des Zubehörs weisen Cobots eine hohe Vielfältigkeit auf. Es gibt von diversen Herstellern Plug and Play-Systeme, die eine einfache Integration von Erweiterungen (wie z.B. Greiftechnik, Kamerasysteme usw.) und eine schnelle Umrüstung für unterschiedliche Anwendungen ermöglichen.
nass magnet setzt auf Gelenkroboter
Unsere Cobots gehören dem Typen der seriellen Kinematik an, sogenannte Gelenkroboter. Diese bestehen meist aus 5-7 aneinandergereihten Rotationsachsen, welche vergleichbar mit dem menschlichen Arm sind. Sie unterscheiden sich hierbei in ihrer Größe, Traglast und der Anzahl an Gelenken.
Über die Anzahl der Gelenke wird definiert, wie gut sich ein Roboter in seinem Arbeitsraum bewegen und möglichen Hindernissen ausweichen kann. Mittlerweile gibt es auf dem Markt eine große Auswahl an unterschiedlichen Herstellern der kollaborativen Roboter.
Cobots als Entlastung für unsere Mitarbeitenden
Um unsere Mitarbeitenden zu entlasten und von monotonen Tätigkeiten zu befreien, wird dieses Thema daher von einem Team, bestehend aus Mitarbeitern der Produktion und Prozessentwicklung, näher verfolgt. Dabei gilt es zu untersuchen, welche Möglichkeiten ein Cobot für uns bietet, wie dieser die Qualität unserer Prozesse und Produkte steigern kann und vor allem wie wir damit unsere Mitarbeitenden unterstützen und entlasten können. Hierbei steht die Zusammenarbeit vom Menschen mit dem Cobot im Vordergrund.
Das Team hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dieser Thematik befasst. Es wurde dabei eine ausführliche Recherche betrieben. Diese beinhaltete eine Sondierung des Cobot-Marktes und die Ausarbeitung möglicher Einsatzzwecke im Unternehmen, um eine anschließende Nutzwertanalyse durchzuführen und den für unser Unternehmen passenden Hersteller ausfindig zu machen.
In diesem Zusammenhang haben wir unter anderem auch mit der Firma ibk IngenieurConsult GmbH aus Hannover zusammengearbeitet und durften in deren InnovationsLabor in der Nordstadt zwei Cobots der Hersteller Kassow und Yuanda ausgiebig testen. Zudem hat uns Universal Robots für eine Woche ein Leihgerät zur Verfügung gestellt, mit welchem wir uns im Prozesslabor intensiv beschäftigt haben. Resultierend aus diesen Erkenntnissen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass der Cobot des Herstellers Universal Robots das für uns passende Gerät ist.
Cobot im Praxistest — Unterstützung in der Kunststoffspritzerei
Um aufzeigen zu können, ob und wie ein Cobot in unsere Prozesse integriert werden kann, haben wir im März in Zusammenarbeit mit der TEWISS – Technik und Wissen GmbH ein Förderprojekt gestartet. Hierbei wurde ein UR10e (Cobot des Herstellers Universal Robots) in der Kunststoffspritzerei integriert.
Bei diesem Cobot handelt es sich um ein Leihgerät der TEWISS GmbH. Dieser ist in der Lage, eine Spritzgießmaschine selbstständig zu bestücken. Durch den Einsatz des Cobots in diesem Bereich werden die Mitarbeitenden von einer für sie monotonen und unangenehmen Arbeit entlastet.
Der Gedanke des kollaborierenden Arbeitens wird hierbei aufgegriffen, da Mitarbeitende in gewissen Zeitabständen den Cobot mit Material (Flanschbleche) versorgen. Diese Tätigkeit ist für den Menschen belastungsärmer und nimmt weniger Zeit in Anspruch. Dadurch wird es ihm ermöglicht, in der Zwischenzeit andere Aufgaben auszuüben.
Die Sicherheit unserer Belegschaft steht stets im Vordergrund. Daher wurden bereits frühzeitig der Sicherheitsbeauftragte der Unternehmung, sowie der Betriebsrat in unser Vorhaben eingeweiht und somit in den Entwicklungsprozess integriert.
Wie geht es jetzt weiter?
Das Förderprojekt hat uns in unserem Bestreben, einen Cobot für nass magnet anzuschaffen, nochmals bestärkt. Wir haben eindrucksvoll aufzeigen können, dass es für einen Cobot in unserem Unternehmen mögliche und auch sinnvolle Einsatzzwecke gibt.
Der weitere Fahrplan sieht nun vor, dass wir unseren ersten, eigenen Cobot anschaffen und uns in der Zukunft weiterhin intensiv mit diesem Thema beschäftigen werden.
Ziel ist die reibungslose Integration in unsere Produktion und die Entlastung der Mitarbeitenden von repetitiven, riskanten und körperlich unangenehmen Tätigkeiten.
Für weitere Fragen und Anregungen rund um das Thema Cobots steht das Team der Prozessentwicklung allen Kolleginnen und Kollegen natürlich jederzeit gerne zur Verfügung.
David Pilarski
Prozessentwicklung, nass magnet GmbH